D-5828

Biographie der D-5828 (Geier II B):

Werknummer 03 der Fa. Rock/Inzell

gebaut nach den geprüften Zeichnungsunterlagen des Musters Geier II vom 01.01.57

Rohbauabnahme: 17.03.61 durch Bezirksstelle Bayern (Klinger, PfL 15 A)

Fertigabnahme: 16.05.61 durch Bezirksstelle Bayern (Klinger, PfL 15 A)

Erstflug: 20.05.61 in Bad Reichenhall-Obermühle, F-Schlepp mit Fieseler Storch

Der Einzelteilprüfbericht vom 14.05.60 deutet darauf hin, dass es sich bei diesem Geier um einen Wiederaufbau eines älteren Geier II - wahrscheinlich die Werknummer 1 der Firma Rock - handelt, bei dem das Rumpfvorderteil mit den Beschlägen und Flächenwurzeln zerstört war. Auch der linke Holm (Kiefer nach 4002) musste vollständig erneuert werden. Zur Beplankung wurde Birkensperrholz I. und II. Güte verwendet. Der Geier wurde mit Aerodux verleimt. Bauprüfer war Herr Eichler, PfL 40.

Halter:

1. Alpine Fliegergruppe e.V. (Traunstein) als D-1501 (1961 - 1963)
2. Reinhold Stuhr (Bissingen/Enz): 1964

3. Karl-Friederici (Paderborn) ab 1965 als D-8154, Hochwasserschaden, ab 1966 D-5828
4. Gerhard Billert (Warburg, verstorben 2005) ab 1967
5. in Haltergemeinschaft mit Andreas Mieslinger (FL, WL) ab 1973
6. Karl-Heinz, Dietrich und Jan Gerpheide (Dortmund bzw. Meschede/Schüren) ab 1976
7. Paul Martin (Feuerstein bzw. Ebermannstadt) ab März 1981

8. Akademische Fliegergruppe Erlangen ab 5.7.84 für 9.500 DM

9. Förderverein Sicherheit im Luftsport in Bayern ab Juli 2006

10. Claudia Gallikowski seit 4. April 2008

Das seit 1972 fehlende 1. Bordbuch hat erfreulicherweise seinen Weg zum Geier zurückgefunden: Frau Elfriede Münnighoff, die Nichte des 2005 verstorbenen Warburger Oberstudienrates Gerhard Billert, fand im Nachlass ihres Onkels das vermisste Bordbuch mit dem Flugbuch von Billert aus der Zeit und schickte es freundlicherweise Claudia Gallikowski zu, die sie vorher telefonisch über den Verlust des 1. Bordbuchs informiert hatte. Nun verfügt der Geier II B D-5828 wieder über eine vollständige Dokumentation mit allen Bordbüchern und Prüfscheinen!

An der D-5828 wurden keine baulichen Änderungen vorgenommen und sie blieb glücklicherweise auch all die Jahre trotz häufiger Halterwechsel bruchfrei. Allerdings gab es bei der Rückfahrt von einem Frankreichurlaub einen Straßenunfall, bei dem sich der Hänger überschlug. Durch den von der Familie Gerpheide maßangefertigten geschlossenen Hänger - Erstzulassung am 10.06.77 - erlitt der Geier nur geringe Lackschäden. Die ursprünglich hochgewölbte Haube musste allerdings ausgetauscht werden und wurde bei Eichelsdörfer durch eine voll eingestrakte SHK-Haube ersetzt, die noch auf Lager war. Beim Hänger wurden die Deichsel und die Achse wegen des Unfalls ausgetauscht.. Die D-5828 verfügt noch über die originalen Flächenkeulen außen und das feste Fahrwerk mit bremsbaren Rad. Das Flugzeug hatte bei der Erstzulassung sowohl eine Bug- als auch eine Schwerpunktkupplung, besitzt aber keine Trimmung.

Ursprünglich gehörte zur Instrumentierung ein Wendezeiger (bis 1968 und von 1982 - 1984), aber kein Funkgerät (erst ab 1969, aber von 1977 bis 1981 wieder ausgebaut). Die Schwerpunktkupplung wurde von 1969 bis 1973 und von 1974 bis 1989 - wohl aus Kostengründen - ausgebaut.

Die Flächen des Flugzeugs erlitten in Warburg 1965 einen Hochwasserschaden und wurden im LSV Paderborn grundüberholt. 1986 - 1989 fand dann eine Grundüberholung des gesamten Flugzeugs durch die Akaflieg Erlangen bei der Firma Eichelsdörfer statt. Die D-5828 wurde dabei vollständig kanariengelb lackiert mit fliederfarbenen Kennzeichen und einer großen Zeichnung eines sitzenden Geiers auf beiden Flächen des Seitenruders. 2008, nach insgesamt etwa 1.300 Flugstunden in gut 1.000 Starts, befindet sich die D-5828 immer noch in einem guten Zustand und ist voll lufttüchtig! Der Hänger sieht 2011 optisch zwar dringend renovierungsbedürftig aus und die seitliche Holzverkleidung beginnt zu bröckeln - doch das ausgeglichene Raumklima des luftigen Holzhängers scheint optimale Lebensbedingungen für das Flugzeug zu bieten, denn der Lack befindet sich 20 Jahre nach der Grundüberholung immer noch in einem ausgezeichneten Zustand!

1964 machte Reinhold Stuhr vom Klippeneck aus mit der heutigen D-5828 viele sehr lange Flüge (bis 9:15 h), die ihn teilweise bis nach Österreich (Landung in Wels am 5. Mai 1964 nach 8:40 h) führten. Er nahm 1964 mit dem Geier wohl auch an mehreren Wettbewerben im süddeutschen Raum teil. Andreas Mieslinger gelangen von 1974 bis 1976 auf dem Geier II B D-5828 auch große Dreiecksflüge über 333 km (6:43 h), 340 km (5:54 h) bzw. 410 km (7:45 h) von Meschede/Schüren aus.

Nach seinem ersten Flug mit der D-5828 am 4. April 2008 berichtete Jens-Christian Henke (Flugverlauf s. http://www.onlinecontest.org/olc-2.0/gliding/flightinfo.html?flightId=796705335 ), dass der Geier II B über sehr angenehme Flugeigenschaften ähnlich der Ka 6 verfügt und für einen 18 m-Flieger ungewöhnlich wendig ist. Er steigt ausgezeichnet in schwacher Thermik und bietet dem Piloten für ein Holzflugzeug aus den 50er Jahren einen ungewöhnlich weiträumigen Panoramablick, was der Flugsicherheit ganz fraglos zuträglich ist. Durch den für einen einsitzigen Holzflieger vergleichsweise langen Rumpf und die Größe des Seitenruders dreht der Geier II B sehr gut um die Hochachse. Die Ruderabstimmung ist insgesamt sehr angenehm.

Auch die Erfahrungen anderer Geier-Halter (Heinz Löffler, Familie Gerpheide, Akaflieg Erlangen, Verein zur Förderung der Flugsicherheit in Bayern, Ottokar Benda als Musterbetreuer sowie AC Stuttgart) bestätigen, dass der Geier nach Korrektur der Schwerpunktberechnung ein sehr schönes Holzflugzeug mit unproblematischen und sehr guten Flugeigenschaften ist.